Heute stellen wir euch einen weiteren sogenannten Sport-Verrückten vor. Er quält sich auf Berge hinauf, um dann in rasantem Tempo förmlich wieder ins Tal zu fliegen. Manchmal geht`s über Stock und Stein und es kommt schon mal vor das man vor lauter Schmutz durch Regen und Matsch sein Gesicht nicht mehr erkennt.
Im letzen Jahr zum Beispiel die Cross Country Meisterschaft in Wüstenselbitz: Mit dabei, 350 Teilnehmern aus ganz Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Tschechien. Thomas Keßler zeigte sich wieder in Top Form und konnte 2 Runden mit der Rennspitze mithalten, bevor diese den Turbo zündete. Am Ende konnte er nach 23 km als 3. ins Ziel einfahren, was ihm die Bronzemedaille sicherte.
Oder der Haibacher Radklassiker in Oberösterreich: Die große Runde mit 5500m Länge und ca. 120 Höhenmetern bestand zur Hälfte aus asphaltierten Straßen und 40 Prozent Feldwegen. Der kleine Rest waren einfach Trails durch den Wald. Also eine richtige Bolzerstrecke mit 2 langen Anstiegen. Thomas fuhr über weite Teile ein einsames Rennen, aber immer die Spitzengruppe im Blickfeld. Nach hinten konnte er seinen Vorsprung konstant ausbauen, sodass er einen ungefährdeten 2. Platz einfuhr.
Ein weiterer Sieg beim letzten Rennen des Sparkassencups 2019, den sogenannten Ilztalkini in Hutthurm. Auf dem schnellem Kurs konnte er sich gegen die starke Konkurrenz durchsetzen. Und auch in der Gesamtwertung war Rang 2 des Sparkassen-Cup 2019 ein beachtlicher Erfolg.
Seit über 20 Jahren spult er Jahr für Jahr regelmäßig sein Pensum ab. Da kommen in einer Rennsaison inklusive Training schon mal über 8000 km zusammen.
Aber er engagiert sich auch schon viele Jahre als Trainer und Betreuer bei Ski & Bike Deggendorf e.V. und gestaltete dort einige Jahre das Mountain-Bike-Training für Kinder und Jugendliche. Zusätzlich führt er für alle Mountainbiker, ob Einsteiger oder Experten, mehrmals im Jahr Fahrtechnikkurse durch. (Ausbildung: DIMB-Fahrtechniktrainer, C-Trainer)
Das DEGSPORT Interview
Wir haben Thomas zu seinem doch zeitaufwendigen Hobby befragt:
Hallo Thomas, wie und wann bist du zum Radsport gekommen?
1994 als ich mein erstes Mountainbike bekommen habe. Dann ging’s Schlag auf Schlag. Immer bessere und mehrere Bikes. 1996 die ersten Rennen und 2000 dann mein erstes Rennrad.
Was reizt dich besonders an diesem Sport?
Die Vielseitigkeit, die unterschiedlichen Herausforderungen, die Geselligkeit (zur Zeit eingeschränkt) und das man in der Natur unterwegs ist. Das Belohnungseis.
Wie oft trainierst du in der Woche?
Ganz unterschiedlich je nach Lust und Laune. Hab noch nie systematisch trainiert. Da verliert man zu schnell die Lust am Ganzen.
Dein schönstes sportliches Erlebnis?
Das war sicherlich der 3. Platz letztes Jahr bei der Bayerischen Meisterschaft. Aber auch der Gewinn des Sparkassen-Cups 2017.
Gab es auch mal Rückschläge?
Natürlich, sportlich wie auch gesundheitlich. 2011 hab ich beim letzten Rennen die Gesamtwertung zum Sparkassen-Cup weggeworfen. Total unnötig, da ich eigentlich nur einen sicheren Lauf machen musste, aber hatte dann im Rennen übermütig einen Chain-Suck und noch einen Platten. Damals ist man ja noch mit mehr Kettenblättern gefahren. 2012 bin ich mit dem Rennrad gestürzt und hatte ein paar Knochenbrüche mitten in der Saison. Beim Mountainbiken ist man sowieso nie gefeit vor Stürzen, wobei diese meistens glimpflicher ausgehen.
Wie kannst du dich selbst am besten motivieren?
An Motivation fehlt es eigentlich nie. Nach einer langen Saison sagt man sich immer wieder nächstes Jahr nicht mehr, aber im Winter wenn man wieder Abstand gewinnt, legt sich das wieder. Beim ersten Rennen der Saison steht man dann doch wieder am Start.
Welche Strecke magst du besonders?
Am liebsten sind mir naturbelassene Strecken, wie z. B. in Grafenau und auch beim Heimrennen in Greising.
Wo musstest du dich quälen oder besonders motivieren?
Definitiv beim Rennradfahren am Mittwoch in Gruppe 1. Gruß an Marco und Roland.
Stichwort Goldener Stein und 4.500 Höhenmeter?
Im Salzburger Land in der Region Flachau, Wagrain-Kleinarl, Altenmarkt-Zauchensee, Radstadt, Forstau und Obertauern findet der StonemanTaurista statt. Man muss dazu nur 123km mit 4500hm mit dem Mountainbike auf einen Tag absolvieren. In 9h und 10 min war das Ding dann erledigt. Man könnte die Tour auch auf zwei oder drei Tagen fahren, aber dann würd es auch nur einen silbernen oder bronzenen Stein geben.
Deine für dich bisherigen wichtigsten Erfolge?
Der 3. Platz bei der bayerischen Meisterschaft im XCO 2019.
Kommen wir zur Nachwuchsarbeit: Wie schaut dort die Situation aus?
Es ist sehr schwierig Talente mit dem entsprechenden Ehrgeiz zu finden und dann zu fördern. Beim Radsport braucht es halt mehr als ein paar Sportschuhe und auch die Rennen sind viel weiter entfernt. Da kommen im Jahr schon mal 5000km mit dem Auto zusammen. In den Nachwuchsklassen gibt es dann teilweise am Samstag vor dem Rennen noch Wettbewerbe, wo die Startreihenfolge für den Sonntag ermittelt wird. D.h. es kommen Übernachtungskosten auch noch hinzu. Ohne den Eltern die das alles finanziell und zeitlich unterstützen, geht quasi gar nix.
Momentan konzentrieren wir uns darauf, den Kindern das Mountainbiken als naturverträglichen Sport näher zu bringen.
Was möchtest du mit deinem Engagement verbessern?
Möglichst viele Leute den Mountainbikesport näherbringen und ihnen auch beim sicheren Biken helfen. Über den Verein die Grundbedingungen für unseren Sport verbessern, wobei wir hier in Bayern sowieso eine gute Voraussetzung haben.
Wer sollte hierbei noch genannt werden?
Seit letztem Jahr ist Simon Bayer für das Jugendtraining bei Ski&Bike Deggendorf e.V. verantwortlich. Ich unterstütze ihn dabei nur noch. Außerdem macht seit vielen Jahren das Kindertraining Christian Marchl aus Metten mit seiner Truppe.
Welcher Sport begeistert dich sonst noch?
Habe früher 10 Jahre im Verein Basketball gespielt und im Winter findet man mich auf dem Snowboard oder auf Skatingski.
Deine nächsten Ziele?
Puh… gute Frage. Hab gerade erst mit einem Freund die 300km-Marke auf einer Rennradtour geknackt. Wollte dann noch den Stoneman in der Schweiz oder in Italien fahren. Wie und ob sich das heuer noch ausgeht, müssen wir sehen. Auf alle Fälle freue ich mich auf die Trail Trophy im September am Geißkopf und den Woidman Marathon. Diese Rennen sind bisher noch nicht abgesagt worden.
Vielen Dank Thomas.
Weiterhin viele schöne sportliche Erlebnisse wünschen wir dir! Bleib gesund!
Bericht und Interview: Harry Rindler
Fotos: TK privat