Heute stellen wir euch wieder einen Sportler aus der Region vor, der nicht immer in der großen Öffentlichkeit steht, jedoch seit Jahren bewundernswerte sportliche Höchstleistungen vollbringt.

Triathlet Florian Schedlbauer

Florian Schedlbauer aus Metten startet für den RC Avanti Viechtach und lebt seinen Traum – Triathlet aus Leidenschaft. Schwimmen, Laufen und Radfahren sind für ihn zur Passion geworden.

Seine Geschichte beginnt im Jahr 2009.

Florian war schon im Triathlon-Sport aktiv als kurz vor seinem ersten Ironman-Start das Schicksal mit einem sehr einschneidenden Ereignis zuschlug. Ein schwerer Verkehrsunfall mit einer anschließenden großen Bauch-OP als Folge, stellte Florian auf eine harte Probe. Es war lange Zeit offen, ob er überhaupt wieder komplett gesund wird.

Nach langer Leidenszeit war es dann aber soweit: 2010 konnte er wieder an den Start gehen und schaffte die erste Triathlon-Langdistanz – damals beim Ironman Regensburg. „Das Glücksgefühl und die tiefe Dankbarkeit, dass ich das machen kann und darf, behalte ich mir bis heute“ so der Ausnahmesportler. Von da an legte er eine bewundernswerte Karriere für einen Hobbysportler hin. Viele Triathleten träumen davon einmal beim Iron Man auf Hawaii teilzunehmen – er schaffte bislang 4 Teilnahmen!

Sein jährliches Training als Hobbysportler umfaßt etwa 650 Stunden im Jahr.Viele Kilometer Schwimmen, 1800 km Laufen und 12000 km Radfahren. Für den Intensivfachpfleger vom Donau-Isar Klinikum in Deggendorf bereits Routine. „Zur Konkurrenz in dieser Sportart aber doch eher am unteren Ende der Trainingseinheiten“, wie er berichtet.

Seine persönlichen Erfolge:

2013 – Niederbayerischer Meister beim Deggendorfer Duathlon; beim Ironman-Triathlon in Zürich einhervorragender 6. Platz; Ironman Hawaii in unter 10 Stunden.

2014 – Niederbayerischer Meister; er unterbietet seine persönliche Bestzeit beim Ironman Frankfurt um 20 Minuten und holt sich erneut die Qualifikation für die legendäre Ironman-Weltmeisterschaften im Oktober auf Hawaii.

2015 – verteidigt er wiederum den Niederbayerischen Meistertitel; Triathlon Challenge Roth – 37. Platz unter 3400 Startern aus 60 Ländern.

2016 – Teilnahme Ironman-Triathlon-Europameisterschaften in Frankfurt Ironman Germany (bestehend aus 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen)

2017 – knackt Florian die 9 Stunden-Marke beim Challenge Regensburg und wird deutscher Meister im Langdistanz-Triathlon

2018 – Platz 5 in der AK beim Ironman Nizza und damit für die 4. Hawaii Teilnahme qualifiziert. Beim Ironman auf  Hawaii mit 9:16 Stunden das schnellste persönliche Ergebnis

2019 – Florian Schedlbauer in Topform bei der Triathlon Mitteldistanz WM in Nizza. In seiner Altersklasse Rang 33 bei 3684 Teilnehmern. Erster Platz bei der vorausgegangenen Quali in St. Pölten beim Ironman 70.3

2020 – 300km – #everesting Challenge

Abgehakt werden kann von Florian auch die Challenge „Eversten“ und zugleich auch die 300 km Marke. Die Strecke: Auffahrt von Deggendorf den Ulrichsberg hoch nach Rohrmünz (ab Abzweigung Einkind). hat 4,8km und 275 Höhenmeter… das hieß: 32,5 mal rauf und runter um die 8848 Höhenmeter zu schaffen, die für die #everesting Challenge gefordert sind!

FRG Virtual Run 2020 – #Lieslchallenge

Die #Lieslchallenge zwischen dem erfolgreichen Triathleten Florian Schedlbauer und einer Auswahl an Sportlern der Sparten Radsport und Fußball der DJK SG Schönbrunn a. L. „Die schönste Erkenntnis an dem ganzen Tag war jedoch nicht, dass man sich mit einem übermächtigen Sportler duellieren konnte, sondern dass hinter dem Triathleten Flo Schedlbauer ein richtig zünftiger und sympathischer Kerl steckt“, so liest man es auf der Facebook-Seite der DJK SG Schönbrunn.


Interview mit Florian:

Hallo Florian, welche Sportarten interessierten dich in deiner Kindheit und Jugendzeit?

Fussball ein bisschen. Aber da war ich nicht gut, wurde in der Schule beim Mannschaften zusammenstellen immer als einer der letzten gewählt. Schwimmen bei der Wasserwacht hatte mir auch gefallen, allerdings war ich da bei den Wettbewerben im Landkreis auch immer hinten. Als Jugendlicher kam dann erst Mountainbiken und später auch Touren auf dem alten Rennrad meines Vaters mit den Radlern des RC Avanti Viechtach.

Wie bist du dann zum Triathlon gekommen?

Ein Freund und Kollege hatte mich Mitte der 2000er Jahre zum Laufen gebracht. Das machte mir Spaß. In dieser Zeit wurde der Elypso Triathlon vom LV Deggendorf ausgerichtet und wir begannen uns dafür zu interessieren und meldeten uns an. Der Wettkampf und das ganze drum herum faszinierten mich!

Stimmt das Gerücht – die meisten potenziellen Triathleten haben Angst vor der ersten Disziplin, dem Schwimmen?

Absolut. Für viele die das Schwimmen bzw. Kraulen als Quereinsteiger erst im Erwachsenen Alter lernen haben damit Schwierigkeiten. Mein Vorteil hier ist, dass ich schon immer eine Wasserratte war. Als Kind schon bei der Wasserwacht regelmäßig trainiert hab und auch mal eine Zeit lang Unterwasser Rugby gespielt hatte. Da lernt man mit Vollkontakt und Luftnot umzugehen.

Schwimmen, Radfahren, Laufen – hast Du eine Lieblingsdisziplin? Eigentlich nicht. Ich bin ziemlich ausgeglichen in den Disziplinen. Aber wenn man sich für Triathlon entscheidet, sollte man gerne Rad fahren. Und müsste ich mich entscheiden, dann wohl dafür.

Wie sieht ein typischer Trainingstag bei Dir aus

Den gibt es so nicht. Der hängt stark vom Arbeits- und Familienleben und dem damit verbundenen Zeitbudget ab. Und natürlich in welcher Phase des Trainings ich gerade stecke. Ich versuch täglich zu trainieren. Das können mal nur 15 Minuten sein weil es eben nicht anders geht, oder in der heißen Phase in den letzten Wochen vor einem Ironman stehen dann lange Radausfahrten über 150 km mit einem kurzen Koppellauf in Wettkampftempo an.

Was die meisten unserer Leser interessiert, hast auch du einen inneren Schweinehund oder die berühmten Engel und Teufel auf deiner Schulter sitzen?

Ich kenne die Freunde schon. Und ich kann ganz hervorragend trödeln… Aber irgendwann werde ich unruhig und hibbelig wenn ich nix mache und dann muss ich raus wie ein Hund der Gassi gehen will.

Beim Laufen und Radfahren hat man ja jeden Menge Zeit für seine persönliche Selbstfindung. Was hast du dabei für dich oder auch über dich selbst erfahren?

Das stimmt. Ich kann total abschalten oder manchmal auch mit mir selber so einiges ausmachen. Die Bewegung in der Natur schafft nicht nur ein gutes Körpergefühl, sondern auch emotionale Stärke und Selbstbewusstsein.

Deine erste Triathlon-Erfahrung war?

Eine Sprint Distanz im Rahmen des Elypso Jedermann-Triathlons.

Was macht es mit Einem bei dieser Meldung? Endzeit von 9:14 Stunden Ironman-Triathlon in Frankfurt. Die Hawaii-Teilnahme verpasste er diesmal allerdings um sechs Minuten.

Das war 2016. Und ich hatte sehr viel investiert für diesen Wettkampf.

2 Trainingslager und sehr viel akribische Vorbereitungszeit. Ich wollte die Quali unbedingt! Und bis ca. km 30 im Marathon war ich auf Kurs unter 9 Stunden und träumte von einer absoluten Top Platzierung… Ich war zu schnell losgelaufen und musste meinem Ego auf sehr unangenehme Weise Tribut zollen.

Auf der letzten Laufrunde über 10,5 km verlor ich fast 20 Minuten weil ich Krämpfe und Schwindel hatte und teilweise nicht mehr laufen konnte. Das war Not und Elend und richtig harter Kampf.

Im Ziel war ich zufrieden es geschafft zu haben. Das ist das Wichtigste im Ironman-Triathlon. Durchhalten auch wenn es hart ist. Und ich mache mir vor dem Start auch meine Gedanken, dass ich auf jeden Fall positiv aus dem Wettkampf rauskomme. In dem Fall war das das Erreichen der Ziellinie an einem schweren Tag. Nach 2 Tagen Wunden lecken beschloss ich mit meiner Frau, dass wir zum „Nachsitzen“ zum Ironman Zürich fahren und ich es dort – 3 Wochen danach – nochmal versuche. Ich hielt mich an eine defensive Renngestaltung und lieferte ab was ich noch drauf hatte… heraus kam die Quali für Hawaii.

Welcher Triathlon ist deine Lieblingsstrecke?

Hawaii strahlt über allem. Das ist unbeschreiblich für einen Triathlon Fan.

Wie motivierst du dich langfristig ?

Das ist nicht so schwer. Zum einen hab ich eine hohe innere Motivation mich zu bewegen und aktiv zu sein. Zum anderen hat Triathlon mit den Altersklassen Wertungen immer einen Reiz sich mit Gleichgesinnten zu vergleichen. Von daher sehe ich auch nach dem Zenit der Leistungsfähigkeit, den ich vermutlich grade überschreite, noch genug Möglichkeiten Spaß am Sport zu haben.

Kannst du uns etwas über deine Ernährung erzählen?

Hm ja. Diese Frage wird mir oft gestellt. Im wesentlichen esse ich viel und gerne. Obst und Gemüse und davon reichlich ist bei uns sicher Standard. Auch viel Kohlenhydrate aus Getreide oder Hirse, Quinoa, Reis… Eiweiß aus Quark, Käse und Eiern. Fleisch vielleicht 2-3x im Monat. Hier kein Mast-Geflügel und kein Schweinefleisch und auch keine Wurst oder sonstiges verarbeitetes Fleisch. Schokolade muss allerdings täglich sein. Alternativ im Sommer Eis. Alkohol ab und an gerne und mit Genuss und wenn es drauf an kommt dann 10 Wochen keinen. Ansonsten finde ich alles was Extrem ist bei der Ernährung nicht für Zielführend.

Stichwort: Everesting? Liesl-Challenge FRG Virtual Run 2020?

Die Liesl-Challenge gegen die Auswahl der DJK-SG Schönbrunn a. Lusen war eine tolle Aktion. Ein Duathlon bei dem ich gegen 11 ihrer Jungs angetreten war. Gute Radbeine und der Material Vorteil hatten mir genug Vorsprung auf den 100km beschert. Beim Abschließenden Halbmarathon gaben sie nochmal alles, aber es reichte für mich. Der Wetteinsatz bestand aus jeweils 3 Kasten Mooser Liesl (mein Langjähriger Sponsor). Im Endeffekt war es ein Riesen Spaß.

Everesten ist eine Herausforderung, bei der man einen Anstieg so oft rauf und runter radelt, bis man die 8848 Höhenmeter des Mt. Everest zurückgelegt hat. Im ansonsten Wettkampf freien 2020 bot es sich an so einen Unsinn mal anzugehen. Mit einem Trainingslager-Freund ging ich das im August am Ulrichsberg an. Es regnete fast den ganzen Tag und wir brauchten über 13 Stunden. Die Strecke nach Rohrmünz ist dafür nicht ideal weil zu flach. Aber hinterher waren wir super stolz und auch total platt.

Die berühmten Mumuku Böen sind… ?

Ablandige Fallwinde aus den Vulkanbergen auf Hawaii. Die sind gefährlich, weil sie in den bestehenden Wind der entlang der Küstenlinie pfeift seitlich rein blasen und grade in der Abfahrt von Hwai runter es bei über 60 Stundenkilometer dann schwierig wird das Rad unter Kontrolle zu halten.

Du arbeitest im Donau-Isar-Klinikum Deggendorf als Intensivfachpfleger. Wie schaffst Du es neben diesen schwierigen Job noch einen solchen Trainingswillen aufzubringen?

Training ist ganz häufig ein perfekter Ausgleich. Man kommt auf andere Gedanken und das ist vor allem langfristig sehr wichtig für die eigene Psychohygiene.

Wie hat sich die Corona Pandemie auf dein aktuelles Training ausgewirkt? Mein übliches April Trainingslager auf Mallorca fällt wie letztes Jahr aus. Das ist vor allem schade, weil sich hier Freundschaften gebildet hatten und ich die Atmosphäre auf der Insel sehr genieße. Und natürlich findet kein Schwimmtraining statt was ich tatsächlich auch sehr vermisse. Die Schwerelosigkeit im Wasser mag ich gerne. Auch die Sauna im Elypso danach. Ansonsten hat sich gar nicht so viel verändert. Laufen und Radeln sind kein Problem. Nur die Struktur hat sich ziemlich verabschiedet weil das fixe Ziel fehlt.

Welche Ziele hast du für 2021?

Ich hab einen Startplatz vom letzten Jahr für den Ironman Frankfurt. Da ist noch eine Rechnung offen. Der ist, Stand heute, am letzten Juni Sonntag. Allerdings glaube ich mittlerweile nicht mehr an dieses Datum sondern rechne mit einer Verschiebung.

Vielen Dank Florian für das Interview, bleib gesund!

Das Interview führte Harry Rindler


hari / alle Fotos: FS privat